Gladiatrices

Die einzige bildliche Darstellung, die wir von gladiatrices haben, ist ein Relief aus Halicarnassos (das heutige Bodrum in der Türkei), welches wahrscheinlich aus dem 2. Jh. n. Chr. stammt. Darauf sind zwei Frauen in der Ausrüstung von provocatrices abgebildet, die die Kampfnamen "Amazon" und "Achillia" haben. Die Helme liegen am Boden neben den beiden Kämpferinnen, weil das Ende des Kampfes dargestellt ist, wo die beiden die missio (Entlassung) erlangt haben. Dass Gladiatoren stehend entlassen wurden (stantes missio), also quasi mit einem Unentschieden, weil beide gleich gut gekämpft hatten, war äußerst selten. Diese Wertung war deshalb fast eine höhere Auszeichnung als ein Sieg.

Die Harvard-Professorin Kathleen Coleman nimmt an, dass das Relief im ludus der beiden gladiatrices stand, um deren außergewöhnliche Leistung zu würdigen. Ob dieses Relief nur Teil eines Ganzen war, auf dem vielleicht eines gesamten munus gedacht wurde, ist nicht bekannt, da keine weiteren Fragmente gefunden wurden.

1996 fand man in London das Grab einer Frau, die am Rande des Friedhofs begraben wurde, was darauf schließen lässt, dass sie eine aus der Gesellschaft Ausgestoßene war. Nichtsdestotrotz erhielt sie ein aufwändiges Begräbnis mit einem Scheiterhaufen, der über einer Grube errichtet war, und acht Öllampen, die nach dem Abbrennen des Scheiterhaufens in die Grube gelegt wurden. Eine Lampe zeigt einen geschlagenen Gladiator, drei andere den ägyptischen Totengott Anubis, der mit dem römischen Mercurius gleichgesetzt wird. Ferner befanden sich in dem Grab acht tazze (Schalen zum Verbrennen von Räucherwerk), in denen Pinienzapfen verbrannt wurden.

Die Gelehrten des Museum of London vermuten aufgrund dieser Funde, dass es sich bei der Frau um eine gladiatrix handeln könnte, da einige Fundstücke auf einen gladiatorischen Kontext schließen lassen, so z.B. die Lampen mit dem Bild des Anubis, da Mercurius der Begleiter der gefallenen Gladiatoren war, ebenso eine Lampe mit dem Bild eines geschlagenen Gladiators. Auch die Pinie wird mit dem Amphitheater in Verbindung gebracht, da vor dem Londoner Amphitheater diese Bäume gepflanzt waren, um den Geruch von Blut zu übertünchen. Auch lebten Gladiatoren am Rande der Gesellschaft, hinterließen aber eventuell genug Geld, so dass Freunde, Familie oder Kameraden für ein würdiges Begräbnis sorgen konnten.