Gladiatrices
Gladiatorinnen, gab es die überhaupt?
Diese Frage stellen sich wohl einige, die Frauen in Filmen
oder bei Gladiatorenvorführungen kämpfen sehen.
Die Antwort lautet: Ja, es gab sie! Nur waren Frauenkämpfe
nicht so häufig wie Männerkämpfe.
Auch wenn wir nicht über Abbildungen von gladiatrices
auf Devotionalien wie Öllampen, Messergriffen, Kerzenhalter,
Glas- und Tonwaren verfügen, weil es wohl nie eine gladiatrix
zu Ruhm gebracht hat, so verfügen wir doch über
schriftliche Quellen, die eindeutig belegen, dass Frauen in
der Arena gekämpft haben. Das waren durchaus nicht nur
Frauen von niederem Stand oder gar Sklavinnen, sondern auch
vornehme Damen, die sich einer Ausbildung im ludus
unterzogen und sogar selbst in der Arena auftraten.
So erwähnt Tacitus in seinen Annalen, dass im Jahre
63 n. Chr. bei Spielen des Kaisers Nero vornehme Damen (und
auch Senatoren) in der Arena kämpften. Dies war besonders
verwerflich, da doch Gladiatoren mit der infamia (gesellschaftliche
Ächtung) belegt waren. Schon im Jahre 11 n. Chr. gab
es einen senatus consultum (Senatsbeschluss), der Frauen
unter 20 und Männer unter 25 Jahren den Auftritt in der
Arena und auf der Bühne untersagte. Im Jahre 19 n. Chr.
wurde dieser Beschluss erweitert: Zusätzlich zur infamia
konnten weitere Strafen für Männer und Frauen ritterlichen
und senatorischen Standes verhängt werden, wenn sie als
Gladiatoren auftraten.
Aufgrund ihrer Seltenheit galten als Frauenkämpfe als
besonders unterhaltsam. Sie gehörten nie zum regulären
Bestandteil der Spiele und es kam wohl auch nicht jeder in
den Genuss, jemals einen Frauenkampf zu sehen. So brüstete
sich der duumvir (Bürgermeister) von Ostia in
einer Inschrift damit, der Erste gewesen zu sein, der in Ostia
Frauen als Gladiatoren kämpfen ließ.
Man kann davon ausgehen, dass in regulären Kämpfen
Frauen nur gegen Frauen antraten. Aber es gab auch für
uns neuzeitliche Menschen seltsam anmutende Paarungen. So
hatte der Freigelassene von Kaiser Nero im Jahre 66 n. Chr.
Kämpfe organisiert, bei denen nur Äthiopier gegeneinander
antraten, Männer wie Frauen, Junge wie Alte. Der Dichter
Martial berichtet, wie Domitian Frauen gegen Liliputaner antreten
ließ. Ferner ließ er Frauen nachts bei Fackelschein
kämpfen.
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